„Mehr Anerkennung für den Apothekerberuf“
Dr. Holger Knoth, Chefapotheker und Fachapotheker für Klinische Pharmazie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, über die Zukunft und die Rolle von Krankenhausapotheken im Kontext der Digitalisierung.
Der Krankenhausapotheker/ die Krankenhausapothekerin ist heute gut ausgebildet wie nie. Theoretische Aspekte des Studiums wechseln sich mit praktischen Phasen ab. Auch Dr. Holger Knoth, heute Fachapotheker für klinische Pharmazie am Uniklinikum Dresden, durchlief während seiner Ausbildung diverse Stationen im In- und Ausland, bis er im Jahr 2004 die Leitung der Krankenhausapotheke in der Stadt an der Elbe übernahm. Auf den Aspekt der Digitalisierung und Automatisierung von Apotheken angesprochen, muss er allerdings passen: „Dies ist nicht Bestandteil des Studiums und kann nur in Weiterbildungen oder in der Praxis direkt erlernt werden.“
Dabei wird Digitalisierung nicht nur politisch, sondern auch von den Professionen im Gesundheitswesen immer wieder eingefordert und mittlerweile auch staatlich bezuschusst, wie es beim Krankenhauszukunftsgesetz 2021 deutlich geworden ist. Für die Krankenhausapotheke bietet sich im Zuge dieses Wandels unter anderem die Chance, die Krankenhausapotheke und ihre Leistungen noch besser hervorzuheben und das eigene Krankenhaus zu positionieren“, resümiert der Pharmazeut. Insbesondere im Hinblick auf die Patienten- und Arzneimitteltherapiesicherheit verspricht die Digitalisierung Verbesserung und vor allem Vereinfachung der Prozesse, was langfristig auch zur Wirtschaftlichkeit beiträgt. Durch die Konzentration von Krankenhäusern und den Bettenabbau seien alle Krankenhäuser zur Optimierung ihrer Effizienz aufgerufen; hier ginge es vor allem darum, den ambulanten Bereich weiter auszubauen.
Auf der anderen Seite bedeute die Digitalisierung laut Knoth zunächst einmal eine Mehrbelastung der ohnehin schon stark beanspruchten Apothekenteams, bevor sie aktiv dazu beiträgt, Personalengpässe auszugleichen. Denn: „Nach wie vor haben wir in Deutschland zu wenig gut ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker, auch in den Krankenhäusern. Ein weiterer Faktor ist die fehlende Möglichkeit, Familie und Beruf vereinbaren zu können. Da bleibt für Digitalisierungsprojekte wenig Zeit.“
Für die nächsten Jahre prognostiziert Holger Knoth eine stärkere Spezialisierung und Einbindung der Krankenhauspharmazie, was gleichzeitig auch zu mehr Anerkennung für den Apothekerberuf führe. „Beispielsweise ist unser Ziel hier in Dresden, dass alle Patientinnen und Patienten während ihres Aufenthaltes zwei bis drei Mal Kontakt mit dem Apotheker oder der Apothekerin gehabt haben. Denn obwohl wir hier stark auf Digitalisierung der Medikamentenversorgung setzen, unter anderem mit dem Einsatz der Omnicell XT Cabinets bei der Verwaltung von Betäubungsmitteln, ist und bleibt der Apotheker an sich unverzichtbar.“
Insgesamt ginge der Trend aber zur Apothekenautomatisierung und dabei in zwei große Richtungen: Zum einen in Bezug auf Zytostatika-Lösungen, die nicht mehr von Menschen, sondern Maschinen hergestellt werden würden, und zum anderen in Bezug auf die Unit-Dose Versorgung. „Ganz klar, durch die Personalknappheit geht der Trend zur voll- oder halbautomatischen, patientenindividuellen Verblisterung in der Apotheke, um die Pflege zu entlasten. Damit die Pflegenden wieder mehr Zeit für Patienten haben“, fasst der Chefapotheker zusammen. Wesentlicher Baustein für Stationsapothekerinnen und -apotheker und die Nutzung von Unit-Dose Systemen sei die Elektronische Patientenakte (ePA).
„Das Krankenhaus muss generell eine Strategie haben, wie es sich aufstellen möchte. Dies ist im Hinblick auf eine Entscheidung für eine traditionelle, eine Unit-Dose oder eine Multi-Dose-Versorgung, die Versorgung durch eine Fremdapotheke oder die eigene Apotheke zwingend notwendig. Wenn das klar ist, müssen strategische Ziele von den Prozessen unterstützt werden. Was brauche ich für Personal? Wie kann ich die Nutzer überzeugen, dass es sinnvoll ist? Hier habe ich die besten Erfahrungen damit gemacht, mein Team ins Boot zu holen und gemeinsame Entscheidungen zu treffen“, berichtet Holger Knoth von den Schritten der Automatisierung in Dresden. Dabei spielten zwei zentrale Aspekte eine Rolle: Die Ausschreibung sowie die Auswahl des Lieferanten. „Vertrauen, Verlässlichkeit, guter Service, eigene Erfahrungen oder Referenzen sind hierbei zentral“, bilanziert er zusammenfassend. „Bei der Digitalisierung sind wir noch am Anfang, da ist noch sehr viel Arbeit in den Krankenhäusern zu tun.“