Sara Dalmasso, Vizepräsidentin von Omnicell International, erklärt am weltweiten Tag der Patientensicherheit 2020, wie Technologie helfen kann, Medikationsfehler zu verhindern.
Wir alle wissen, dass Medikamente die Lebensqualität von Patienten dramatisch verbessern können, wenn sie korrekt verschrieben, verteilt und verabreicht werden. Aber ein Medikament kann ebenso großen Schaden anrichten, wenn in diesem Prozess – von der Verschreibung bis zur Einnahme des Medikaments durch den Patienten – etwas schiefgeht.
In dem im vergangenen Monat veröffentlichten Bericht des Internationalen Apothekerverbandes (FIP) hieß es: "Unsichere Medikationspraktiken, die zu Medikationsfehlern beitragen, sind der mit Abstand wichtigste vermeidbare Faktor für die Gefährdung der Patientensicherheit". Schätzungen zufolge sind bis zu 50 % aller im Bereich Patientensicherheit gemeldeten Vorfälle auf die Medikation zurückzuführen. Im Bericht " Pharmacists’ Role in Medication Without Harm " heißt es weiter, es sei keine Überraschung, dass "die Patientensicherheit zu einem globalen Notfall geworden ist und viele Nationen das Thema auf die Tagesordnung ihrer nationalen Gesundheitsprioritäten gesetzt haben".
Der Bericht hob hervor, dass etwa 6 % aller stationär behandelten Patienten während ihres Krankenhausaufenthaltes ein unerwünschtes Arzneimittelereignis (UAE) erleben. Es wird geschätzt, dass allein in England jährlich etwa 237 Millionen Medikationsfehler passieren. In den Krankenhäusern der Vereinigten Staaten sind über 700.000 Notaufnahmebesuche und 120.000 Krankenhausaufenthalte auf UAE zurückzuführen. Diese Fehlerquoten seien laut Bericht mit denen in anderen EU-Ländern vergleichbar. Die Studie kam auch zu dem Ergebnis, dass sich die mit Medikationsfehlern verbundenen Kosten in jedem Jahr auf weltweit schwindelerregende 42 Milliarden US-Dollar belaufen.
Der FIP-Bericht war ein Handlungsaufruf für Apotheker auf der ganzen Welt. Er biete Leitlinien dazu, was Apotheker tun können und sollten, um Medikationsfehler in der öffentlichen- wie der Krankenhausapotheke zu verhindern. Doch obwohl Apotheker hier eine enorm einflussreiche Rolle spielen müssen, liegt die Verantwortung nicht allein bei ihnen. Wir alle müssen einen Beitrag zur Reduzierung von Medikationsfehlern in den Gesundheitssystemen der Welt leisten – von Führungskräften und Mitarbeitern im Gesundheitswesen bis hin zu Patienten, von Politikern und Entscheidungsträgern bis hin zu privaten Unternehmen. Am internationalen Tag der Patientensicherheit ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir alle als Branche zusammenkommen, um das öffentliche Bewusstsein für diese Fragen zu schärfen und unser Engagement für gemeinsame Maßnahmen zu nutzen, um solche Fehler in Zukunft zu verhindern.
Ziel des diesjährigen internationalen Tag der Patientensicherheit ist es, weltweit das Bewusstsein für die Bedeutung der Sicherheit der Beschäftigten im Gesundheitswesen als Voraussetzung für die Patientensicherheit zu schärfen.
Wir sollten uns daran erinnern, dass hinter jeder Medikationsfehlerstatistik der Patient steht, dem durch Medikationsfehler Schaden entstehen kann, der weit schwerer wiegt als jede finanzielle Belastung. Dabei sollten wir die menschliche Belastung für jede hart arbeitende Pflegekraft nicht vergessen, die in Medikationsfehler verwickelt ist – diejenigen, die den Beruf gewählt haben, um zu pflegen und zu behandeln und nicht Schaden zu verursachen.
Die COVID-19-Pandemie hat die enormen Herausforderungen und Risiken, denen Beschäftigte im Gesundheitswesen weltweit tagtäglich ausgesetzt sind, nur herausgestellt. Die Arbeit in einem so stressigen Umfeld macht Beschäftigte im Gesundheitswesen anfälliger für Fehler, die zu Schäden für Patienten führen können.
Bei Omnicell liegt uns die Patientensicherheit sehr am Herzen. Unsere Mission ist es, der vertrauenswürdigste Partner für das Medikamentenmanagement zu sein. Unser Ziel ist es, die überzeugendste Automatisierung zu bieten – und Dienstleistungen, die die Perfektion der Apotheke vorantreiben. Unsere Vision der Autonomen Apotheke besteht darin, eine Umgebung zu schaffen, in der Apotheker und Pflegepersonal 100 % ihrer Zeit auf die patientenorientierte Pflege verwenden – kein Sortieren, Kommissionieren, Prüfen, Abstimmen, Transportieren, keine anderen fehleranfälligen manuellen Aufgaben oder Arbeitsabläufe mehr. Technologie kann den überforderten Beschäftigten im Gesundheitswesen ein wertvolles Sicherheitsnetz bieten, um das Risiko von Medikationsfehlern zu verringern und ihnen gleichzeitig mehr Zeit für die persönliche Betreuung der Patienten zu geben – meistens der Grund, aus dem sie überhaupt ihren Beruf gewählt haben.
Die Automatisierung in der Gesundheitsversorgung wächst dank des raschen technologischen Fortschritts. Sie ist ein Ansatz, die menschlichen Faktoren, die zu Zwischenfällen bei der Medikamentensicherheit beitragen, aus dem Prozess zu entfernen. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die verhindern, dass eine solche Technologie so schnell eingeführt wird wie es möglich wäre. Es ist jetzt an der Zeit, dass wir alle zusammenkommen, um den Einsatz von Technologie in der Pharmazie zu beschleunigen.
Der Bericht der FIP stellt für den Krankenhausbereich fest, dass computergestützte automatische Ausgabesysteme auf der Station Fehlerquoten und Kosten senken. Ebenso heißt es, dass automatische Ausgabesysteme den manuellen Ausgabeaufwand in der öffentlichen Apotheke verringern und es ihnen so ermöglichen, in der Versorgung eine wichtigere Rolle zu spielen.
Aber Automatisierung allein ist nicht die Lösung. Die Wirkung einer solchen Technologie auf die Patientensicherheit hängt davon ab, wie gut sie in die Arbeitsabläufe von Krankenhäusern und öffentlichen Apotheken eingeführt und integriert wird. Hier braucht es einen partnerschaftlichen Ansatz oder sogar eine Dienstleistung als Lösungsmodell. Dieses Vorgehen stellt sicher, dass die Automatisierung so integriert wird, dass sie den Bedürfnissen der jeweiligen Bereiche entspricht und deren hohe Standards erfüllt.
Wenn sie so eingeführt wird, kann Technologie:
- Missverständnisse zwischen Ärzten, Apothekern und Pflegepersonal in Bezug auf den Medikamentenbedarf eines Patienten verhindern
- Kommissionierfehlern und Missverständnissen durch Verhören oder Verwechslung vorbeugen
- dem gesamten Gesundheitspersonal aktuelle, genaue, gut zugängliche und brauchbare Arzneimittelinformationen zur Verfügung stellen
- sicherstellen, dass die Medikamente sachgerecht und sicher gelagert werden.
- Mitarbeiter vor Ort von administrativen Aufgaben befreien, damit sie mehr Zeit für die persönliche Betreuung der Patienten haben
- ein Sicherheitsnetz für überlastetes und oft unterbesetztes Personal schaffen
Patientensicherheit und Arzneimittelsicherheit liegen in der Verantwortung aller – ein Thema, mit dem wir uns jetzt alle befassen müssen. Wir begrüßen die Gelegenheit, auch weiterhin mit Apothekern, Pfelgekräften und anderen Führungskräften im Gesundheitswesen zusammenzuarbeiten, um sie dabei zu unterstützen, Medikationsfehler der Vergangenheit angehören zu lassen und die Vision einer Autonomen Apotheke zu verwirklichen.